Fingerspiele: Zehn Helferlein für Sensomotorik und Sprachentwicklung
Christine Hagemann
Wie in einem kleinen Theater führen die Kinder ihre Finger als Darsteller vor. Fingerspiele im Kindergarten fördern die kindliche Entwicklung ganz einfach und besonders effektiv.
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Himpelchen und Pimpelchen – wer kennt sie nicht? Fingerspiele gehören zu unseren frühesten Kindheitserinnerungen. Und sofort stellt sich das wohlige Gefühl von Geborgenheit und Zuwendung ein. Denn bei Fingerspielen sammeln Kleinkinder nicht nur Wahrnehmungs- und Spracherfahrungen, sondern genießen auch die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Bezugsperson.
In Kindergarten und Krippe sind Fingerspiele wahre Alleskönner. Sie lassen sich äußerst variabel einsetzen und erfreuen Kinder aller Altersstufen. Dabei benötigen sie fast keine Vorbereitung. Lesen Sie in diesem Beitrag, was den hohen pädagogischen Wert der Fingerspiele ausmacht und entdecken Sie die klassischen Fingerspiele neu. Verse zum Ausdrucken inklusive.
Inhalt
1. Warum sind Fingerspiele im Kindergarten so wertvoll?
1.1 Wie Fingerspiele die Sprachentwicklung fördern
1.2 Was Fingerspiele für die Feinmotorik tun
1.3 Fingerspiele fördern die Denkleistung
2. So integrieren Sie Fingerspiele in den Kita-Alltag
2.1 Fingerspiele erfüllen verschiedene Funktionen
2.2 Tipps zur Durchführung von Fingerspielen
So integrieren Sie Fingerspiele in den Kita-Alltag
Für Kita-Fachkräfte sind Fingerspiele ein leicht durchführbares und zugleich universelles Mittel. Ein Fingerspiel lässt sich jederzeit einsetzen, auch einfach mal zwischendurch, dafür benötigen Sie keine große Vorbereitung. Schließlich haben die Akteure ihr Handwerkszeug ja immer bei sich.
Fingerspiele erfüllen verschiedene Funktionen
Bindungen stärken: Ein Fingerspiel schafft vertraute Nähe, wenn ein Kind das besondere Bedürfnis nach Zuwendung oder Trost hat. In der Gruppe stärkt das gemeinsame Spiel das Wir-Gefühl.
Entspannung bringen: Witzige Fingerspiele, die Kinder zum Lachen bringen, helfen in vielen Situationen. Sie können ablenken, trösten, aufmuntern. Das gemeinsame Lachen entspannt nicht nur die Kinder, sondern auch Sie selbst.
Gezielt fördern: Mit dem Fingerspiel können Sie individuell auf den Entwicklungsstand eines Kindes eingehen. Gerade Kinder mit Entwicklungsverzögerungen gewinnen so mehr Selbstvertrauen.
Rituale gestalten: Im Morgenkreis bilden Fingerspiele ein verbindendes Element, das alle Kinder beteiligt. In der Gruppe eignen sich Fingerspiele, um Aufmerksamkeit zu schaffen, etwa vor dem gemeinsamen Essen. Ein Fingerspiel zur Schlafenszeit bringt die Kinder zur Ruhe.
Tipps zur Durchführung von Fingerspielen
- Fingerspiele leben von der Interaktion, sie finden immer im sozialen Kontakt statt. Die erwachsene Person ist dabei ein Vorbild für die Kinder. Schaffen Sie eine ruhige Wohlfühlatmosphäre, in der das Kind die körperliche Nähe als angenehm empfindet.
- Natürlich müssen Sie den Vers vorher auswendig lernen, doch das klappt meistens sehr schnell. Es hilft, wenn Sie Fingerspiele auswählen, die Ihnen selbst Freude machen.
- Ein neues Fingerspiel sollten Sie zunächst vorführen, wobei die Kinder nur die Bewegungen mitmachen. Später sprechen die Akteure gemeinsam. Durch das Wiederholen lernen die Kinder den Vers schnell auswendig.
- Achten Sie auf Ihre Artikulation, sprechen Sie deutlich, betont und nicht zu schnell, damit die Kinder gut folgen können. Schwierige Wörter können Sie erklären. Spielen Sie mit Ihrer Stimme, wie es dem Gesagten entspricht, geheimnisvoll, spannungsreich oder komisch. Auch die Mimik spielt dabei mit.
- In Fingerspielen steckt viel Bildungswert, aber auf den pädagogischen Zeigefinger sollten Sie getrost verzichten. Wenn die Kinder das Spiel frei entscheiden dürfen und freudig mitmachen, entfaltet sich die positive Wirkung ganz von selbst.
Tipp: Das Spiel der Finger wird noch lebendiger, wenn Sie kleine Gesichter auf die Fingerspitzen malen. Die Kinder können auch kleine Papierhütchen basteln, bemalen oder mit Stoffresten zu Fingerpuppen gestalten.
10 lustige Fingerspiele für kleine und große Kinder
Im Prinzip lassen sich die meisten Kinderlieder durch Bewegungen der Hände und Finger begleiten. Auch viele Märchen liefern ideale Vorlagen. Es gibt Fingerspiele für alle Jahreszeiten, Kitzelverse, Kniereiter und Wickelreime für die Kleinsten. Wie beliebt Fingerspiele bei Eltern und Kindern sind, zeigt das riesige Buchangebot. Eine Auswahl finden Sie unter diesem Beitrag.
Im Alter bis 2 Jahren steht das Erkunden des eigenen Körpers im Mittelpunkt. Für ältere Kinder werden Reimgeschichten interessant, die eine komplexe Erzählhandlung bieten. Im klassischen Fingerspiel übernehmen einzelne Finger die Rollen der Figuren.
Dieses lustige Spiel kennt wohl jeder: „Das ist der Daumen“
Der 5-zeilige Reim ist ein Beispiel für einfache Fingerspiele, in denen alle 5 Finger vorkommen. Dieses Spiel eignet sich besonders gut für Kinder im Krippenalter. Auch wenn die Kleinsten noch nicht sprechen, können sie doch schon nach kurzer Zeit selbstständig mitmachen.
Der Vers geht so:
Das ist der Daumen,
der schüttelt die Pflaumen,
der hebt sie auf,
der trägt sie nach Haus
und der Kleine isst sie alle auf.
Das sind die Bewegungen beim Fingerspiel:
Passend zum Text zeigt das Kind nacheinander jeden Finger und wackelt damit. Den Anfang macht der Daumen, dann folgt der Zeigefinger und so weiter. Zum Schluss streicht das Kind sich über den Bauch. Wenn Sie das Fingerspiel vormachen, können Sie das Kind zum Schluss kitzeln.
Fingerspiele wie dieses gehören zum überlieferten Versgut, das schon seit Generationen weitergegeben wird. Kindheitsexperten plädieren dafür, die altbekannten Fingerspiele neu zu beleben. Im Licht heutiger Didaktik weiß die Elementarpädagogik sie wertzuschätzen. Und die Kinder lieben sie sowieso.
Weitere 9 klassische Fingerspiele für Kinder bis 3 Jahre sowie für alle Jahreszeiten haben wir hier für Sie zusammengestellt:
Lesestoff:
Marga Arndt, Waltraut Singer (Hrsg.): Das ist der Daumen Knudeldick. Über 500 Fingerspiele und Rätsel. Ravensburg: Ravensburger 62004.
Ingrid Biermann: Spiele zur Wahrnehmungsförderung. Für Kinder ab 3 Jahren. Freiburg: Herder 2018.
Alfred Baur: Die Finger tanzen. Fingerspiele für Kinder von 3 bis 9 Jahren. Schaffhausen: Oratio 6<7sup>2002
Bernd Brucker: Fingerspiele. Klassiker und neue Ideen für Babys und Kleinkinder. München: Heyne 2004.
Das Kita-Jahreszeitenbuch Fingerspiele. Für 3 – 6 Jahre. Stuttgart: Klett Kita 2020.
Rita Diepmann: Die 50 besten Fingerspiele. München: Don Bosco 2013.
Ingrid Gnettner: Mit Händen und mit Füßen will ich den Tag begrüßen. Fingerspiele und Bewegungsverse für Krippenkinder. München: Don Bosco 2010.
Wolfgang Hering: Kunterbunte Fingerspiele. Fantastisch viele Spielverse und Bewegungslieder für Finger und Hände. Münster: Ökotopia 2008.
Asnath Plentz: Fingerspiele und Reime – Lernprozesse bei Kindern. In: Kita Fachtexte, 2016. http://www.kita-fachtexte.de/
Anna Thekla Ruhe: Meine Finger können tanzen. 30 fröhliche Hand- und Fingerspiele für Kinder von 3 bis 6. München: Don Bosco 2020.
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